Soziale Ungleichheiten und psychische Auffälligkeiten im Übergang vom Kindes- ins Jugendalter – Entwicklung und Prüfung eines strukturierten Kausalmodells
In: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation: ZSE, Heft 2, S. 188-213
ISSN: 0720-4361
Trotz vieler Einzelbefunde zu gesundheitlichen Ungleichheiten in jungen Lebensjahren bleibt unklar, wie verschiedene Aspekte sozialer Ungleichheit (familienbasierte und nicht-familiäre, objektive und subjektiv empfundene) miteinander verbunden sind und psychische Auffälligkeiten im Zeitverlauf prägen. Mit Hilfe gerichteter Annahmen wurde ein strukturiertes Kausalmodell erstellt, das soziale Ungleichheit mehrdimensional erfasst und hinsichtlich psychischer Auffälligkeiten im Übergang vom Kindes- ins Jugendalter untersucht. Ausgewertet wurden prospektive Daten der KiGGS-Kohorte (735 Jungen; 830 Mädchen). Psychische Auffälligkeiten wurden mit dem Strengths and Difficulties Questionnaire erfasst. Den stärksten direkten Effekt auf psychische Auffälligkeiten in der Jugend zeigen psychische Auffälligkeiten im Kindesalter, die selbst stark mit dem sozioökonomischen Status in der Kindheit assoziiert sind. Jugendliche, die ein Gymnasium besuchen und ihren subjektiven Sozialstatus höher einschätzen zeigen weniger häufig psychische Auffälligkeiten. Jungen weisen etwas häufiger psychische Auffälligkeiten auf als Mädchen. Die Ergebnisse zeigen insgesamt, dass die soziale Stellung im Kindesalter psychische Auffälligkeiten in der Jugend und psychische Auffälligkeiten in der Kindheit die soziale Stellung im Jugendalter simultan beeinflussen.